Archiv Infobriefe
November 2022 (PDF)
Juni 2022 (PDF)
Oktober 2021 (PDF)
April 2021 (PDF)
April 2020 (PDF)
April 2019 (PDF)
Oktober 2018 (PDF)
April 2018 (PDF)
Oktober 2017 (PDF)
April 2017 (PDF)
Oktober 2016 (PDF)
April 2016 (PDF)
September 2015 (PDF)
April 2015 (PDF)
November 2014 (PDF)
April 2014 (PDF)
November 2013 (PDF)
April 2013 (PDF)
November 2012 (PDF)
April 2012 (PDF)
November 2011 (PDF)
April 2011 (PDF)
Stiftungsratmitglieder berichten
Reisebericht von Sabine Rosenthaler, 2015
Zur Zeit, als die Ebola-Epidemie, welche hauptsächlich Liberia, Guinea und Sierra Leone heimsuchte, auf ihrem Höhepunkt war, sind mein Mann und ich im Januar dieses Jahr nach Ghana gereist, um die verschiedenen Projekte der Ernst Peyer Stiftung kennenzulernen und zu begutachten. Auch in Ghana war Ebola präsent, aber glücklicherweise nur mittels Aufklärungskampagnen.
Seit fünf Jahren war ich nicht mehr in Accra gelandet und konnte so einiges beobachten. Die Unterschiede in Bezug auf die Verteilung des Reichtums zwischen den nördlichen und den südlichen Teilen hatten sich kaum verändert. Allerdings konnte ich eine grosse Anzahl von Investitionen feststellen, vor allem im Baugewerbe (luxuriöse Residenzen in Accra, der Flughafen in Tamale, die Erweiterung des Stromnetzes nach Bolgatanga und eine Strasse von Süden nach Norden parallel zur togolesischen Grenze sind im Bau). Hauptsächlich brasilianische, türkische und chinesische Unternehmen führen die Bauleistungen aus.
Hannes Heinimann hatte das Besuchsprogramm für mich geplant, und ich erhielt vor meiner Abreise ein gründliche Einführung in die Tätigkeiten, bin ich doch erst seit gut einem halben Jahr im Stiftungsrat, hatte jedoch bereits früher für die Stiftung selbst in Ghana gearbeitet.
Den Projektbesuch nach Adasawase in der Eastern Region konnten wir mit dem Ghanaischen Roten Kreuz vornehmen, welches auch einen unserer Partner darstellt. Der Besuch hat es mir erlaubt, gewisse Korrekturen an der Projektumsetzung zu veranlassen und die Grundlagen für die Weiterführung und sogar Erweiterung der Hygienekomponente zu veranlassen. Auch die Bauarbeiten der Wasserversorgung werden bald fertiggestellt sein.
Um in die Region von Bolgatanga und der Upper East Region zu gelangen, flogen wir nach Tamale, von dort aus reisten wir mit dem Bus weiter nach Bolgatanga. Im Norden verbrachten wir gute fünf Tage zusammen mit unserem lokalen Vertrauensmann, Franz Zemp. Seine profunden Kenntnisse der Gegend und der Projekte erlaubten uns, schnell einen sehr guten Einblick in das Geschehen zu erhalten. Die Ergebnisse unserer Projekte, welche sich mehrheitlich in kleineren sehr armen Dorfgemeinschaften befinden, waren beeindruckend. Verhältnismässig hohe Qualität mit wenig finanziellem Aufwand, dies vor allem erzeugt durch die unermüdliche Bereitschaft von Franz und seinen sorgfältig auserwählten Partnern.
Vor allem das Rehabilitierungsprojekt zusammen mit Water Vision Technology hat uns beeindruckt. Wir haben es hier mit zwei ehemaligen staatlichen Technikern zu tun, welche sich selbständig gemacht haben, und es scheint, dass sie jeden Brunnen und seine Geschichte in der Region kennen. Diese Gegend ist durch eine felsige Landschaft geprägt und noch so manche Hilfswerke haben sich von dort zurückgezogen, da der Erfolg etwas auf sich warten liess. Der Besuch zusammen mit dem Team hat gezeigt, dass mit ihrem Durchhaltewillen und ihrer umfangreichen Erfahrung vielversprechende Resultate in der Rehabilitierung der zahlreichen Brunnen im Bongo District erzielt werden können.
Wieder zurück in Accra konnten wir noch das Dentoc Projekt in der Region von Ada besuchen, wo wir wiederum auf ein hochmotiviertes Team gestossen sind, welches in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen für Schulgesundheit die Schüler und ihre Lehrer auf die Zahnhygiene sensibilisiert.
Alles in allem sind wir sehr zufrieden wieder in die Schweiz zurückgereist. Es hat sich gezeigt, dass es äusserst wichtig ist, dass die Projekte regelmässig vom Stiftungsrat besucht werden um sicherstellen zu können, dass die Erwartungen und Qualitätsanforderungen der Stiftung im Rahmen der gegebenen Zeit und des Budgets erfüllt werden, und dass das Wissen der Geschehnisse aktualisiert in unseren regelmässigen Sitzungen eingebracht werden kann.
Mein erster Besuch in Ghana von Silvio Graf, 2015
Wer schon einmal zu nächtlicher Stunde schwer beladen vom Flughafen Kotoka zum Taxistand an der Airport Road gestolpert ist, der weiss um das Gefühl, das den Reisenden erfasst, wenn er vom klimatisierten Flieger und dem eleganten Service der Crew in die schwüle und geheimnisvolle Welt Accra’s eintaucht.
Als Neuling in Afrika waren meine Neugierde und die Angst vor einem Fehltritt natürlich besonders gross und das erste Malheur liess denn auch nicht lange auf sich warten – ich hatte keine Cedis dabei. Wie gross war die Enttäuschung der vielen helfenden jungen Fremdenführer, dass der reiche Nordländer nicht zahlen konnte! Wie lang das Palaver bis mein Reisbegleiter Hans Ruedi Ingold, der ehemalige Leiter der Schweizer Schule in Ghana, das Trinkgeld für mich endlich ausgehändigt hatte.
Unter den Fittichen dieses erfahrenen Reiseführers war mein erster Besuch in Ghana jedoch zum vornherein zum Erfolg bestimmt. Schon am nächsten Tag waren die wichtigsten Termine mit unseren Projektpartnern vereinbart. Ein Ziel unseres Aufenthalts waren die Kick off-meetings mit den Dorfältesten in Adasawase, die Unterzeichnung der Verträge mit den Bau- und Bohrfirmen und dem Ghana Red Cross und ein Gespräch mit unseren Partnern vom Dentoc-Projekt.
Meine persönlichen Ängste kreisten – wie wohl bei den meisten Greenhorns aus dem Norden – um mögliche Probleme mit dem Essen und ungeliebte winzige Gäste beim Schlafen. Doch sie waren natürlich unbegründet, denn es genügt, ein paar simple Regeln zu befolgen und wenige Vorsichtsmassnahmen zu treffen und schon lässt es sich zumindest im Süden des Landes sehr gut leben.
Wir erschienen einen Tag vor unserem offiziellen angekündigten Besuch in Adasawase, um genügend Zeit zu finden, die bestehende Brunneninfrastruktur zu inspizieren und zu dokumentieren. Dummerweise war an diesem Tag der Dorfvorsteher nicht anwesend, weshalb wir die nötige Bewilligung bei seinem Stellvertreter einholten. Dass ein solcher Besuch nicht ganz so formlos möglich ist, wie das im ersten Augenblick den Anschein machte, wurde uns erst bewusst, als der Chief am nächsten Tag den Stellvertreter vor unseren Augen lauthals und wiederholt zurechtwies.
Abgesehen von diesem kleinen Missverständnis war der interkulturelle Graben schnell geschlossen. Bei der Ankunft am zweiten Tag war gerade ein Begräbnis im Gang, zu dem wir wie selbstverständlich eingeladen wurden. Es wurde Bier getrunken und geheult, getrommelt und getanzt, der Einstieg war gelungen.
In einem Vorgespräch mit dem Chief fand man sich schnell. Wir sind beide Ökonomen, sprechen die gleiche Sprache, das Eis war schnell gebrochen. Die Contractors kamen wie erwartet zwei Stunden zu spät und zeigten uns die genauen Standorte und Probleme der zu reparierenden und neu zu installierenden Brunnen. Die Verträge wurden nach einer Ermahnung des Chiefs an die Handwerker, doch bitte gute Arbeit zu leisten, schnell unterzeichnet und die gesamte Corona des Dorfes, die Contractors, die Leute des Ghana Red Cross und wir fanden uns bei Bier und bester Laune im Kreis wieder. Das obligate Foto durfte natürlich auch nicht fehlen. Für den Newcomer etwas ungewohnt vielleicht, dass schon kurz nach Unterzeichnung des Vertrages die ersten Diskussionen um mögliche Änderungen des Vertrages begannen …
In Accra zurück liessen wir uns anderntags von Robert T. Patterson, einem Mitbegründer des von der Ernst Peyer Gedenk-Stiftung mitfinanzierten Dentoc Projekts, die Fortschritte in der Schulzahnpflege im Ada-Distrikt erklären. Zur Untersuchung und zur Behandlung kann Dr. Arhin, der Zahnarzt des Dentoc Teams, als Dozent und verantwortlicher Ausbildner von jährlich etwa 40 Zahnärzten, auf diese jungen Zahnärzte zurückgreifen und von ihnen Feldeinsatz verlangen. Ohne diese Quelle wäre eine so breitangelegte Untersuchung und später auch Behandlung der Schulkinder, gar nicht möglich. Die anfallenden Kosten werden von „The Dentoc Project“ getragen. Dabei ist das Dentoc Project auf finanzielle Hilfe Dritter angewiesen. Ideell unterstützt wird das Dentoc Projekt vom Erziehungsministerium: Die Dentoc Stiftung darf Aufklärungsarbeit zur Dentalpflege („Oral Health“) in den Schulen des Ada-Distrikts über die von ihr ausgesuchten und privat ausgebildeten Lehrer anbieten. Dabei leistet das von der Ernst Peyer Gedenk-Stiftung finanzierte mobile Ambulatorium mit den dazugehörigen Instrumenten unbezahlbare Dienste. Die Beziehung zwischen den Verantwortlichen von Dentoc und unserer Stiftung ist dermassen gut, dass Robert Patterson prompt einen Besuch in der Schweiz ankündigte, was ich gerne mit einer entsprechenden Einladung quittierte. Robert Patterson hat denn auch diesen Sommer mit seiner Tochter Gifty aus Amsterdam ein paar Tage Ferien in der Schweiz verbracht und die Gelegenheit benutzt, alle Stiftungsratsmitglieder von einer anderen Seite kennenzulernen – interkultureller Austausch vom Feinsten!
„Niemand testet die Tiefe des Flusses mit beiden Füßen“, heisst ein Sprichwort der Ga. Beim nächsten Besuch werde ich auch den zweiten Fuss zu setzen wagen.
Für die Unterstützung all dieser Projekte danke ich unseren Gönnern und Spendern und grüsse Sie herzlich
(die privat finanzierte Reise war gleichzeitig eine willkommene Gelegenheit, um unsere Projekte zu besuchen)
Silvio Graf, Treasurer
Projektbeschrieb Dentoc von Hans Rudolf Ingold, 2014
Seit 2011 hat unsere Stiftung das Dentoc-Projekt zur Förderung der Zahnpflege bei Schulkindern unterstützt. Im Mai 2013 hatte ich Gelegenheit zu einem Gespräch in Accra mit dem CEO des Dentoc-Projekts, Mr. Robert T. Patterson. Dieses Editorial gibt auszugsweise seine Eindrücke über Freuden und Leiden der ersten Jahre der Dentoc Project Inc. wieder.
Dank Unterstützung durch die Peyerstiftung kann Dentoc Project auf eine eindrückliche Entwicklung zurückblicken. Im Jahr 2012 allein untersuchte Dentoc 5’762 Kinder in 17 Schulen in und um Sege im Dangme East District in Ghana. In 1’088 Fällen wurden Probleme gefunden und behoben. Schwierigere Fälle wurden an entsprechende Spitäler verwiesen. Mit Hilfe von Bildpostern wurden zudem alle Schüler in der Art und Weise einer gesunden Zahnpflege unterwiesen.
Dieser eindrückliche Erfolg von Dentoc wurde durch die Beschaffung von Instrumenten und einem Vierrad-Fahrzeug durch die Peyer-Stiftung ermöglicht. Allerdings gestaltete sich der Import der Instrumente recht schwierig, was nicht nur Zeit und Geld kostete, sondern auch unnötige Besorgnisse verursachte. Gott sei Dank konnten die Ausrüstungs-Gegenstände schliesslich in Besitz genommen werden, und sie haben sich im Einsatz bestens bewährt.
Im Zug seiner Einsätze musste sich das Dentoc-Team öfters mit der fälschlichen Auffassung der Dorfbevölkerung, wie auch gewisser Amstinhaber abfinden, Dentoc sei eine wohlhabende Institution. Wer mit einem Gefolge von Zahnärzten, Krankenschwestern und Gehilfinnen aus der Stadt in ein Dorf fährt um Schulkindern in den Mund zu schauen, der muss “im Geld schwimmen”. Der Glaube herrscht, dass Dentoc als NGO aus dem Ausland finanziell grosszügig unterstützt wird. Es kommt auch schon vor, dass sich Eltern einen Zustupf erhoffen, wenn sie dem fremden Mann aus der Stadt Einsicht in den Mund ihres Kindes gewähren. Leider gilt dies nicht nur für die Leute vom Dorf. Sogar Dorfbeamte und Medienleute, deren Aufgabe eigentlich sein sollte, Bewusstsein für die Sache schaffen, erwarten eine gute Entschädigung dafür. Resigniert das Dentoc-Team? Nein. Es geht vorwärts. Langsam zwar, langsamer als ursprünglich gedacht. Aber es muss weitergehen. Aber wie? Aufklärung – heisst das Zauberwort. Zuerst muss das Dentoc-Team eine gehörige Portion Aufklärungsarbeit leisten. Dentoc bemüht sich um Integration und Beachtung in den Gemeinden. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch der Spielplatz in Sege für die Mitglieder des Dentoc-Project-Clubs. Ziel dieses Clubs ist die Verankerung der Dentoc-Project-Idee in der Bevölkerung in der Region Sege/Ada.
Es braucht unendlich viel Überzeugungsarbeit und Durchstehvermögen damit sich die Bevölkerung in dieser ländlichen, schlecht erschlossenen Gegend, helfen lassen will. Es ist kein Geheimnis, dass grosse Teile der Bevölkerung Ghanas der Mundpflege keine vorrangige Bedeutung zumessen. Hier hat das Dentoc-Team Pionierarbeit zu leisten. Die Strategie, die Lehrpersonen von der Wichtigkeit der Mundhygiene zu überzeugen, scheint Wirkung zu zeigen. In mehrtägigen Kursen werden sie zu wertvollen Helfern ausgebildet. Kursteilnehmer bekommen nicht nur eine gute und üppige Mahlzeit pro Kurstag, sie erhalten für ihre Bemühungen, sich weiterzubilden, auch eine kleine Entschädigung nach Kursabschluss. Natürlich wird das erworbene Wissen vom Dentoc-Team geprüft und, wo nötig, noch gefestigt. Die Probanden müssen das Neuerworbene beherrschen und anwenden können, denn nur so können sie bei der Zahnkontrolle als Helfer vor Ort eingesetzt werden. Die Idee, die Leher einzuspannen, trifft zwei Fliegen auf einen Streich: Künftig können die Lehrpersonen mit Hilfe des Materials vom Dentoc-Team Schülerinnen und Schüler für eine nachhaltige Mundhygiene sensibilisieren und gleichzeitg dem Team während den allgemeinen Untersuchungen administrativ zur Seite stehen.
Es braucht in Ghana vorerst keine Zahnpasta und Zahnbürsten. Diesen Luxus kann sich die Landbevölkerung kaum leisten. Die Zahnpflege-Hölzer, bzw. Kauhölzer sind die traditionelle afrikanische Art der Zahnpflege. Aber auch diese Anwendung muss gelernt sein und regelmässig angewendet werden.
Das Dentoc-Project lebt. Der Weg, den das Team gegangen ist, war bis jetzt kein SonntagsSpaziergang. Die kleine Gruppe hat auf seiner Suche nach gangbaren Lösungen Stehkraft bewiesen. Es geht vorwärts trotz der Enttäuschungen, die das Dento-Team immer wieder zu verkraften hat.
Unterdessen begrüsst das Ministry of Education die Bemühungen des Dentoc-Teams und unterstützt sie ideell. Der von Dentoc abzudeckende Kreis wurde administrativ bis nach Ada erweitert. Und man höre und staune: Männer und Frauen aus der lokalen Politik liessen sich für das Projekt begeistern. Hygiene und Gesundheit sollen künftig vermehrt an Beachtung und Gewicht gewinnsn.
Erfahren Sie mehr auf der homepage von:”The Dentoc Project Inc.”
Jahresrückblick von Hans-Rudolf Ingold, 2013
Im Jahre 2012 konnten dank den Unterstützungsleistungen der Peyer Stiftung wiederum kleinere und grössere Resultate erzielt werden, über welche Sie die Seiten “Neuigkeiten” und “Projekte | Archiv” im Detail dokumentieren.
Im Verlaufe des vergangenen Jahres haben wir im Stiftungsrat hie und da kritisch und selbstkritisch Fragen aufgeworfen, ob wir auch wirklich am richtigen Ort die dringendsten und nötigsten Beiträge leisten, ob unsere Projekte auch immer von den Betroffenen und den lokalen Verantwortlichen selber gründlich und kritisch erarbeitet wurden, und ob die unterstützten Projekte auch über Jahre hinweg die gewünschte Wirkung erzielen.
Generell wird in der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit vermehrt die Frage nach der langfristigen Wirkung von Beiträgen und Projekten aufgeworfen. Es geht dabei um die Einsicht, dass nicht nur die unmittelbaren Ergebnisse von Projekten (z.B. ein neues Schulgebäude, ein reparierter Dorfbrunnen, ein leistungsfähiger Generator) entscheidend sind, sondern vielmehr eben die langfristigen Auswirkungen der unmittelbaren Massnahmen.
Wir denken an folgende Beispiele:
Können dank des neuen Schulhauses und der Schulbücher mehr Kinder regelmässig und länger zur Schule gehen, haben mehr Kinder die Chance auf eine solide Schulbildung, das Rüstzeug für eine Berufsausbildung und die Aussicht auf eine bessere materielle Lebensgrundlage?
Welche zusätzlichen Massnahmen können wir vorsehen, damit die gespendete und installierte Waschmaschine in einem Spital zu mehr Hygiene und besserer Pflege der Patienten führt?
Oder: Kann der neue Dorfbrunnen bewirken, dass die begünstigte Dorfbevölkerung bessere Kenntnisse über die persönliche Hygiene und die Sauberkeit der Siedlung erlangt und dass die Bevölkerung in diesem Dorf zukünftig gesünder lebt?
Der Stiftungsrat möchte mit Elan seine Arbeit auch im neuen Jahr weiterführen und bei der zukünftigen Vergabe von Projekten und Unterstützungsbeiträgen die Fragen nach den notwendigsten Prioritäten und nach den langfristigen Auswirkungen seines Engagements bei der Projektgestaltung stärker berücksichtigen.
Damit möchte der Stiftungsrat in Zukunft noch vermehrt die bestmögliche und sinnvolle Nutzung der erhaltenen Spendengelder zugunsten der ärmsten und benachteiligtsten Menschen in unserem Partnerland Ghana anstreben.
Jahresrückblick von Arthur Wettstein, 2012
2011 war für unsere Stiftung ein ruhiges zehntes Jahr unserer Unterstützung in Ghana. Es erlaubte uns, uns mit nur zwei laufenden Projekten, dem Schulhaus in Dormaa Ahenkro und dem Dentoc Projekt zu beschäftigen. Daneben konnten wir auch verschiedenen kleine Pendenzen erledigen. Diese Phase der Ruhe spiegelt sich auch in den ersten Zahlen zum abgelaufenen Jahr auf der Seite „Rechnung” wider. Dank der weiter fliessenden Spenden hat sich unsere in der Vergangenheit zeitweise etwas gestresste Kasse wieder erholt. Somit sehen wir neuen Aufgaben zur Befriedigung von den aus Ghana angemeldeten Bedürfnissen zuversichtlich entgegen.
Vermehrt werden Stimmen laut, welche uns belehren wollen, dass die Entwicklungshilfe wenig oder gar nichts gebracht habe. Zugegeben, in einigen Fällen mag dies wohl zutreffen – Gelder flossen unkontrolliert in die falschen Hosentaschen und haben damit die Korruption gefördert.
Darf deswegen die gesamte Entwicklungshilfe in Frage gestellt werden?
Diese Frage beschäftigt uns als Stiftungsrat immer wieder neu, und wir sind zum Schluss gekommen, dass wir, dank unserem Vorgehen, voll und ganz hinter unserer Arbeit und unserer Hilfe stehen können. Bei uns gibt es keine falschen Hosentaschen – wir können für jeden Franken gerade stehen, denn unsere Investitionen werden direkt, ohne Umwege über Kirche oder Hilfsorganisationen, mit den Projektpartnern getätigt – und das funktioniert!
Natürlich haben wir in den vergangenen 10 Jahren auch viel gelernt. Und unsere Erfahrungen – die nicht immer positiv waren – haben gezeigt, dass eine Unterstützung nur dann sinnvoll und wirksam ist, wenn die Initiative für ein Projekt vom Partner in Ghana aus kommt. Der Partner soll auch aktiv bei der Gestaltung seines Projektes und dessen Finanzierung mit einbezogen werden. Er muss für die ordentliche Durchführung sowie für die nachfolgenden Betriebs- und Unterhaltsarbeiten die Verantwortung übernehmen. Letzteres sicherzustellen ist auch für uns eine dauernde Aufgabe, für die wiederholt um Verständnis geworben werden muss, ist aber unumgänglich, soll die Nachhaltigkeit unserer Investitionen gewährleistet werden.
Mit diesem Vorgehen fördern wir bei unseren Partnern den Anreiz, aus eigener Kraft mitzuhelfen, die Armut zu bekämpfen, und wir verhindern, dass er in eine falsch verstandene und gefährliche Abhängigkeit gerät.
Wir sind überzeugt, ganz im Sinne unserer Gönner zu handeln, und wir sind für das entgegengebrachte Vertrauen und für die treue Unterstützung sehr dankbar.
Reisebericht von Hans-Rudolf Ingold, 2011
Dieses Editorial berichtet mit Highlights und Ansichten zum Nachdenken aus tagebuchartigen Aufzeichnungen von einem Arbeitseinsatz von H.R. Ingold im Norden Ghanas in den Monaten Oktober bis Dezember 2010.
Vorbemerkung
Die Ernst Peyer Gedenk-Stiftung Schweiz baute für das Presbyterian Hospital und für die Stadt Bawku im Herbst 2010 einen Damm, welcher der Stabilisierung der beiden Trinkwasserleitungen dient. Diese durchqueren einen Fluss, der in den letzten Jahren während der Regenzeit soviel Wasser führte, dass man damit rechnen musste, dass die wichtigen Trinkwasserleitungen eines Tages weggespült werden. Auf dem Bauplatz arbeiten ein Ghanaischer Bauunternehmer mit 15 einheimischen Maurern, Zimmerleuten und Eisenbindern. Die Arbeit ist schwierig, es gibt immer wieder Wassereinbrüche. Dem ghanaischen Bauunternehmer steht für die technisch schwierige Baute Alfred Mink, ein eidg. dipl. Baumeister aus der Nähe von Zürich, zur Seite. Von den Arbeitern auf dem Platz spricht oder versteht kaum einer Englisch.
Reisen in Afrika
Ich bin von Bolgatanga herkommend nach einer abenteuerlichen Fahrt in Sunyani eingetroffen. Mittags nach zwölf hatte ich mit einem Fahrer Bolgatanga verlassen. Normalerweise dauert die Fahrt von Bolga nach Sunyani vier bis fünf Stunden. Der neue Pick-up namens „Great Wall“ wollte plötzlich nicht mehr so recht. Zuerst war’s die Klimaanlage, die plötzlich streikte. Glücklicherweise konnten wir gerade noch die Fenster öffnen, bevor auch dieser Stromkreis versagte. Noch funktionierten die Warnblinkanlage und das Licht. Nach ungefähr einer Viertelstunde stand der Motor plötzlich still. Der elektrische Ventilator kühlte nicht mehr; der überhitzte Dieselmotor versagte den Dienst. Nach einer Abkühlung von etwas mehr als einer halben Stunde liess sich die „Grosse Mauer“ wieder von Hand anstossen. Das wiederholte sich nun in mehr oder weniger regelmässigen Abständen bis vor Sunyani. Unterdessen war’s stockdunkel geworden und, wen wundert’s, der Stromkreis für die Beleuchtung und die Warnblinkanlage&xnbsp; funktionierte auch nicht mehr. Der Fahrer fuhr also im Dunkeln weiter, hoffend, dass wir von entgegenkommenden Fahrzeugen wahrgenommen und von den Fussgängern gemieden würden… Die Fahrt war äusserst gefährlich. Nicht einmal mehr die Hupe gab einen Ton von sich. Beim letzten Halt am Stadtrand von Sunyani konnte ich zufällig ein leeres Taxi anhalten, das mich gegen neun Uhr abends endlich in ein Hotel brachte.
Gedanken über unsere Arbeit in Ghana
Eigentlich ist es müssig, Details zu notieren. Auch sehe ich ein, dass es für einen leitenden und bestens qualifizierten Fachmann aus der Schweiz äusserst mühsam ist, wenn seine Vorstellungen, wie ein Damm fertig gebaut werden soll, nicht sofort umgesetzt werden können. Am vergangenen Dienstag versprach Prince Yak Yaw Asamoah, mit den Leuten am Mittwochmorgen nach 6 Uhr auf der Baustelle zu sein. Alfred, der leitende Ingenieur, ist früh um 07.30 h abgefahren und hat festgestellt, dass wohl Arbeiter, aber keine Vorgesetzten am Arbeitsplatz vorhanden waren. Natürlich muss der Bauunternehmer auf der Baustelle sein und der technische Leiter auch. Es ist müssig, nachzufragen, warum die Leitung gerade um diese Zeit nicht vor Ort war, denn ändern können wir daran nichts mehr. So erübrigen sich auch irgendwelche Beschuldigungen. Konflikte entstehen immer, wenn zwei komplett verschiedene Kulturen zusammentreffen und sich z.B. über gemeinsame Arbeit definieren müssen. Ein Zusammenraufen ist unumgänglich und beide Seiten müssen wohl Haare lassen. Die ghanaischen Arbeitsstrukturen und die ghanaische Arbeitskultur ändern wir in dieser kurzen Zeit hier kaum. Ein Zimmermann ist eben ein Zimmermann und ein Maurer ein Maurer. Und ein Fahrer weiss nicht unbedingt, was eine Wasserwaage ist, auch wenn er schon einmal eine in den Händen gehabt hat, und dass ein Eisenbinder nach Vollendung der Arbeit lieber im Schatten wartet, bis er mit seiner Arbeit weiterfahren kann, statt in den Sumpf zu steigen und zu schaufeln, wissen wir auch. Wir schütteln den Kopf, wenn der LKW-Fahrer in seiner Kabine sitzt, die Füsse auf dem Armaturenbrett abgestützt, und durch die Rückspiegel beobachtet, wie seine Ladung Kokosnüsse von zwei Arbeitern abgeladen wird. Welten trennen uns im Denken. Hier gibt’s Zeit im Überfluss!
Ansichten und Meinungen
Vielleicht sind wir in unserer Entwicklungspolitik bisher einem falschen Ansatz gefolgt. Nicht nur, dass wir vor allem mit Regierungen zusammengearbeitet haben, anstatt verstärkt vor Ort nach Initiativen von unten Ausschau zu halten. Wir haben auch kein echtes Vertrauen gehabt, dass die Afrikaner in der Lage sein würden, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. (Ruppert Neudeck „Die Kraft Afrikas“) Verantwortlich für das Gedeihen und die Freiheit eines Volkes sind zunächst das Volk selbst und seine Regierung, verantwortlich für die Behebung der Armut, Elend und Krieg in Afrika sind erst einmal die Regierungen Afrikas. (Ruppert Neudeck „Die Kraft Afrikas“) Die bisherige Entwicklungspolitik Europas in und für Afrika muss heute als gescheitert angesehen werden. Wir brauchen eine ganz neue Entwicklungspolitik für Afrika, eine grössere Bereitschaft, junge Afrikaner auf Zeit aufzunehmen und sie auszubilden.
Wir müssen aufhören, für „jemanden“ zu „denken“…
Bericht von Arthur Wettstein, 2010
Vor kurzem wurde in den Medien das traurige Schicksal einer in einem Nachbarland von Ghana tätigen gemeinnützigen Schweizer Stiftung bekannt gemacht. Eine private Gruppe hatte im Lauf der vergangenen 18 Jahre mit einem hohen sechsstelligen Betrag an Spendengeldern in einem abgelegenen und minderbemittelten Dorf eine Schule mit Infrastruktur errichtet und deren Betrieb aufgebaut und sichergestellt. Heute sieht sich diese Stiftung mit der Situation konfrontiert, dass “die Dorfbevölkerung” (im Klartext wohl Dorfhäuptling und Ältestenrat) die Schule für sich reklamiert und der Schulbetrieb beinahe zusammengebrochen wäre. Zum Glück hat sich der Staat für eine Weiterführung eingesetzt. Die Stiftung hat sich in der Folge aufgelöst.
Wie ist es möglich, dass jahrelange gut gemeinte Arbeiten derart ihr Ende finden müssen? Waren sie zu viel des Guten? Wurde die Bereitschaft der Dorfgemeinschaft überschätzt, eine Hilfeleistung von aussen wie ein eigenes Gut zu betreuen und zu schützen? Fehlte es am realistischen Augenmass für afrikanische Verhältnisse?
Um es nicht zu verheimlichen: Auch unsere Stiftung mag vor solchen Schicksalsschlägen nicht gefeit sein. In Kenntnis dieser Gefahr verzichten wir darum darauf, in Ghana Projekte in eigener Regie zu verwirklichen und insbesondere sie zu betreiben. Unser oberster Grundsatz ist, eingespielten und nach unserem Urteil zuverlässigen ghanaischen Institutionen als Nutzniesser unsere Unterstützung anzubieten. Voraussetzung dafür ist die Initiative und das Mitwirken der interessierten Organisationen. Unsere Unterstützung konzentriert sich – was üblicherweise die Hauptsache darstellt – auf eine namhafte finanzielle Beteiligung an einem uns von der Sache her überzeugenden Projekt. Der Initiant in Ghana ist aufgefordert, je nach seinen Möglichkeiten, einen grösseren oder kleineren Teil als eigene Leistung – sei es in Form von Geld, Materiallieferungen oder Arbeitsleistung – beizutragen. Die Projekt-Anforderungen sind grundsätzlich durch die Begünstigten zu definieren und einzureichen. Sie werden nach eingehender Prüfung vom Stiftungsrat genehmigt oder abgelehnt.
Während der Planungs- und Ausführungsphase richten wir unser besonderes Augenmerk auf eine fachlich qualifizierte Betreuung und Abwicklung durch Fachleute in Ghana, falls nötig durch unterstützende Besuche und Gespräche an Ort und Stelle.
Ein gegenüber Antragstellern und Geldgebern transparentes Antrags- und Kontrollverfahren unterstützt uns dabei, eine sachlich zweckmässige und qualitativ anspruchsvolle Durchführung zu gewährleisten, was uns glücklicherweise bis jetzt vor bösen Überraschungen bewahrt hat.
Jedes fertiggestellte Projekt wird der Trägerorganisation in Ghana schlüsselfertig in ihre Verantwortung übergeben. Geldzahlungen erfolgen in der Regel direkt an die ausführenden Unternehmungen, nur in Ausnahmefällen an Dritte. Die Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Betrieb der erstellten Anlagen liegen in den Händen der Begünstigten. Um die in den Stiftungs-Regeln verlangte Nachhaltigkeit zu gewährleisten, behält sich unser Stiftungsrat periodische Inspektions-Touren vor.
In diesem Sinn soll auch unser Jüngstes, ein neues Schulgebäude in Tolla, verwirklicht werden. In der vorliegenden Homepage finden Sie dessen Projektbeschrieb. Weitere Projektanträge stehen uns bevor – die Arbeit geht uns noch lange nicht aus!
Liebe Gönnergemeinde, wir danken Ihnen für das stets grosse Engagement, das Sie seit Jahren all unseren Projekten entgegengebracht haben. Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterhin vertrauen und unterstützen.