Herbstpalaver 2024: Geschichten aus Ghana

Rund 50 Inter­es­sier­te nah­men am 9. Novem­ber 2024 am jähr­li­chen Herbst­pa­la­ver der Ernst Pey­er Stif­tung im Alten Spi­tal, in Solo­thurn, teil. Der Anlass bot Ein­bli­cke in das Wir­ken der Stif­tung und Raum für Gesprä­che mit dem Stif­tungs­rat sowie dem Gast aus Gha­na.

Alex Tse
Alex Tse

„In Zei­ten, in denen gute Nach­rich­ten eher sel­ten sind, haben wir heu­te aus­schliess­lich Posi­ti­ves zu berich­ten“, eröff­ne­te Stif­tungs­rats­prä­si­dent Han­nes Hei­ni­mann sei­ne Begrüs­sung der Gäs­te, Freun­de sowie Gön­ne­rin­nen und Gön­ner der Ernst Pey­er Stif­tung. Zusam­men mit Mar­tin Fuhrer, der den Anlass mode­rier­te, hiess er auch Lukas Pey­er, den Sohn von Ernst Pey­er und lang­jäh­ri­gen Unter­stüt­zer der Stif­tung, will­kom­men. Eben­so begrüss­te Hei­ni­mann Alex Tseh, der seit 2015 für die Stif­tung tätig ist und gemein­sam mit Franz Zemp die Stif­tungs­pro­jek­te vor Ort betreut.

Selbst in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen auf­ge­wach­sen, erin­nert sich Tseh noch gut dar­an, wie er als Kind Stun­den damit ver­brach­te, Was­ser für sei­ne Fami­lie zu holen. Trotz die­ser Her­aus­for­de­rung hat er ein Stu­di­um im Bereich Com­mu­ni­ty Manage­ment abge­schlos­sen. „Bis heu­te erfüllt es mich mit gros­ser Dank­bar­keit und Freu­de, wenn Was­ser aus einem Brun­nen­rohr fliesst“, beton­te er in sei­nen Begrüs­sungs­wor­ten. Die gros­se Auf­ga­be der Stif­tung sieht er dar­in, die Men­schen rund um die Was­ser­ver­sor­gung aus­zu­bil­den und zu befä­hi­gen, Brun­nen zu repa­rie­ren und zu unter­hal­ten. Eine Arbeit, die die loka­len Behör­den sehr ver­nach­läs­si­gen.

Veränderungen im Stiftungsrat

Auch aus dem Stif­tungs­rat berich­te­te Hei­ni­mann von guten Nach­rich­ten, wie er es selbst bezeich­ne­te. Nach 12 Jah­ren im Rat, davon 10 Jah­re als Prä­si­dent, wird Hei­ni­mann mit dem Jah­res­en­de von sei­nem Amt zurück­tre­ten. Wäh­rend sei­ner Amts­zeit führ­te er die Stif­tung mit Weit­sicht und Tat­kraft und brach­te dabei wert­vol­le Erfah­rung aus sei­ner Tätig­keit in der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit beim Roten Kreuz ein.

Zukünf­tig über­neh­men Julia Pey­er und Wal­ter Espo­si­to den Vor­sitz und die Stif­tungs­lei­tung. Bei­de sind bereits im Stif­tungs­rat aktiv und mit den Pro­jek­ten sowie der Orga­ni­sa­ti­on bes­tens ver­traut. Die offi­zi­el­le Ver­ab­schie­dung von Han­nes Hei­ni­mann erfolgt im Rah­men der nächs­ten Stif­tungs­rats­sit­zung. Die Anwe­sen­den bedank­ten sich ihrer­seits mit einem gros­sen Applaus für die her­aus­ra­gen­de Arbeit des schei­den­den Prä­si­den­ten.

Erfolge bei den Unterstützungsprojekten

Hans Peter Wil­li, Stif­tungs­rat und Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher, berich­te­te zusam­men mit Alex Tseh von aktu­el­len Pro­jek­ten und deren erfreu­li­chem Fort­schritt. So auch vom Dorf Gam­bibgo Azo­bo­bi­si, wo nach zehn Jah­ren ohne funk­tio­nie­ren­den Brun­nen end­lich wie­der Was­ser fliesst. Dass zwei Dorf­be­woh­ne­rin­nen die defek­ten Brun­nen­tei­le all die Jah­re sorg­sam auf­be­wahrt hat­ten, ermög­lich­te eine kos­ten­güns­ti­ge Repa­ra­tur, durch den Part­ner Water Visi­on Tech­no­lo­gy. „Im Rah­men eines Aus­bil­dungs­pro­je­ke­tes für Pum­pen­me­cha­ni­ker haben bis­lang 45 Men­schen die Wei­ter­bil­dung besucht. Die Frau­en und Män­ner sor­gen dafür, dass das Was­ser auch nach Pro­jekt­ab­schluss fliesst“, sag­te Wil­li stolz. Im Jahr 2025 wird die Stif­tung den Mecha­ni­kern ein eige­nes Repa­ra­tur­set zur Ver­fü­gung stel­len, um ihre Arbeit lang­fris­tig zu ermög­li­chen.

Eben­falls sehr erfolg­reich ist die Zusam­men­ar­beit mit der Klein­bau­ern­ko­ope­ra­ti­ve „Alags­i­taa­ba Kari Non­go“. Seit meh­re­ren Jah­ren unter­stützt die Stif­tung die Klein­bau­ern in ihrem Kampf für bes­se­re Lebens­be­din­gun­gen und den Schutz der Umwelt. Dank Schu­lun­gen zur Ver­bes­se­rung der Boden­frucht­bar­keit und zum Ero­si­ons­schutz konn­ten die Ern­ten bereits gestei­gert wer­den. Um den 40 Fami­li­en auch wäh­rend der Tro­cken­zeit den Gemü­se­an­bau zu ermög­li­chen, wur­de in Zusam­men­ar­beit mit dem Part­ner Water Visi­on Tech­no­lo­gy eine solar­be­trie­be­ne Pump­an­la­ge rea­li­siert. Auf Initia­ti­ve der Bau­ern­fa­mi­li­en sind für 2025 auch Schu­lun­gen in Geflü­gel­zucht und tra­di­tio­nel­ler Korb­flech­te­rei geplant – Mass­nah­men, die Ein­kom­men und Ernäh­rungs­si­cher­heit stär­ken sol­len.

Wasser und Hygiene für weiterführende Schulen

Im Nor­den von Gha­na ist Was­ser rar. Beson­ders an Seni­or-High­school man­gelt es häu­fig an sau­be­rem Trink­was­ser und sani­tä­ren Anla­gen. Seit dem Jahr 2022 enga­giert sich die Ernst Pey­er Stif­tung für bes­se­re hygie­ni­sche Ver­hält­nis­se und Lern­be­din­gun­gen an wei­ter­füh­ren­den Schu­len. Sie unter­stützt im Rah­men eines Pilot­pro­jek­tes zwei Schu­len und rich­tet sich dabei nach dem WASH (Water, Sani­ta­ti­on, Hygiene)-Programm der UNO.

„Nach­dem die Zusam­men­ar­beit zunächst gestockt hat­te, haben wir das ein­hei­mi­sche Pro­jekt­team gewech­selt – mit gros­sem Erfolg“, berich­te­te Wil­li. Mit dem neu­en Team rund um die Orga­ni­sa­ti­on C-Wash sei­en Fort­schrit­te bereits sicht­bar: Hygie­ne­schu­lun­gen wur­den durch­ge­führt, Was­ser- und Rei­ni­gungs­grup­pen gegrün­det, ein­fa­che Hand­wasch­sta­tio­nen gebaut und auf den Schul­an­la­gen ein Pum­pen­haus errich­tet. Tseh beton­te, dass die Unter­stüt­zung von wei­ter­füh­ren­den High­schools beson­ders wert­voll sei, da die­se oft weni­ger Hil­fe erhal­ten als Grund­schu­len. Die Erfah­run­gen aus den Pilot­schu­len sol­len künf­tig auf wei­te­re Schu­len über­tra­gen wer­den– eine Lis­te von 40 Schu­len liegt bereits vor.

Geschichten von Spenderinnen und Spendern

Im zwei­ten Teil des Herbst­pa­la­vers kamen Spen­de­rin­nen und Spen­der zu Wort. Mode­ra­tor Mar­tin Fuhrer befrag­te zwei Spen­de­rin­nen zu ihrer Moti­va­ti­on, für die Ärms­ten von Gha­na zu spen­den. Sie hoben einer­seits ihre per­sön­li­che Ver­bin­dung zum Land her­vor und beton­ten ande­rer­seits das Ver­trau­en in die Ernst Pey­er Stif­tung als klei­ne, fle­xi­ble Orga­ni­sa­ti­on, die gezielt und direkt auf die Not der Men­schen ein­geht. Die­se Klein­heit und den direk­ten Kon­takt zu den Men­schen über­zeugt auch die evan­ge­li­sche Kirch­ge­mein­de Steck­born. Deren Ver­tre­ter Felix Lie­ber­herr erklär­te den Anwe­sen­den, war­um die Krich­ge­mein­de seit bald zehn Jah­ren die Arbeit der Stif­tung mit einem gros­sen jähr­li­chen Bei­trag unter­stützt.

Mit einem herz­li­chen Dan­ke­schön an die Gön­ne­rin­nen und Gön­ner sowie an den Stif­tungs­rat schloss Mar­tin Fuhrer den offi­zi­el­len Teil des Anlas­ses. Beim anschlies­sen­den Apé­ro dis­ku­tier­ten die Teil­neh­men­den ange­regt wei­ter und stell­ten dem Gast aus Gha­na so man­che Fra­ge.

Der Stiftungsrat bedankt sich bei allen Interessierten für ihre Teilnahme und den regen Austausch. Ein grosser Dank geht zudem an Stiftungsrätin Rahel Briggen für die Organisation des Anlasses.

Bericht: Judith Bach­mann