Brunnenverantwortliche – damit das Wasser langfristig fliesst
Zwei Brunnenverantwortliche bei ihrer Arbeit im Norden von Ghana
Fayang Naoh und Michael Namtibire sind ehrenamtliche Brunnenverantworltiche. Sie sind Teil eines lokalen Wasserkomitees im Nabdan Distrikt und sorgen dafür, dass das Wasser an ihrer Wasserstelle langfristig fliesst.
Die Freude ist immer gross, wenn sauberes Trinkwasser aus einer Handpumpe, aus einem Brunnen fliesst. Den nachhaltigen Betrieb verantwortet das dafür ernannte Wasserkomitee. Das sieben- bis neunköpfige Team arbeitet mehrheitlich unentgeltlich und besteht aus Frauen und Männern, die den Unterhalt und das Eintreiben der Wassergelder verantworten. Vom Vorsitzenden über die Kassierin bis zum Hygieneverantwortlichen sind immer auch Brunnenverantwortliche Teil des Teams. Diese kümmern sich um jeglichen Unterhalt und Reparaturen.
Das Wasserkomitee ist ein zentrales Gremium innerhalb einer Dorfgemeinschaft. Damit wird die kommunale Eigenverantwortung gestärkt. Mit einer von der Ernst Peyer Stiftung initiierten und finanzierten Weiterbildung bereiten sich Wasserkomiteemitglieder auf ihre Arbeit vor. Water Vision Technology führt im Auftrag der Ernst Peyer Stiftung die Weiterbildungen vor Ort durch.
Fayang Naoh ist eine der Brunnenverantwortliche, die sich um den reibungslosen Betrieb von Wasserpumpen im Nabdan Distrikt kümmert. Die 44-Jährige hat sieben Kinder und verkauft Bohnen, Pfeffer und Fisch auf dem Markt. Auch Michael Namtibire ist Teil eines Wasserkomitees im Norden von Ghana. Der 35-jährige arbeitet als Maurer. Wieso sie sich für funktionierende Wasserstellen engagieren und was ihnen bei ihrer Arbeit besonders gefällt, haben sie Leo Anafu von Water Vision Technology, erzählt.
Wieso seid ihr Brunnenverantwortliche geworden und wieso habt ihr unsere Schulung besucht?
Fayang: Mich hat motiviert, für die Gemeinde als Freiwillige zu arbeiten und dafür anerkannt und respektiert zu werden. Dank der Schulung können Männer und Frauen Handpumpenverantwortliche werden, das gefällt mir.
Michael: Ich wollte lernen, die Pumpe für meine Dorfgemeinschaft zu reparieren. Damit kann ich dafür sorgen, dass die Menschen sauberes Trinkwasser haben und nicht länger Wasser von weit herholen müssen.
Wie hat die Ausbildung euer Leben verändert?
Michael: Die Ausbildung hat unser Leben nicht verändert, aber unsere Einstellung zur Wartung von Handpumpen. Und wir haben unser Wissen dafür erweitert. Wir leisten als Pumpenverantwortliche freiwillige Dienste für die Gemeinschaft. Dafür werden wir anerkannt und respektiert.
Welche Schwierigkeiten gibt es bei eurer Arbeit? Und welche Probleme gab es bei der Ausbildung?
Fayang: Schwierig war mitunter, dass nicht alle Teilnehmenden an allen Ausbildungstagen anwesend waren. Entsprechend musste am Folgetag bereits Gelerntes wiederholt werden und das Ausbildungstempo verzögerte sich. Die regelmässigen Treffen der Wasserkomitees sind bis heute etwas schwierig. Nicht alle sehen ein, wie wichtig dieser Austausch zwischen den einzelnen Komiteemitglieder ist. Gut ist, dass sich dies dank der Ausbildung langsam verbessert.
Michael: Für die Dorfgemeinschaft war es in der Vergangenheit immer sehr schwierig, Beiträge für den Unterhalt ihrer Wasserstelle zu bezahlen. Entsprechend wurden defekte Teile nicht rechtzeitig ersetzt. Heute ist dies dank der Arbeit der Wasserkomitees besser. Sie treiben das Wassergeld ein und haben so jederzeit die finanziellen Mittel für den Unterhalt und die Reparaturen.
Welche positiven Erfahrungen macht ihr bei der Arbeit?
Fayang: Die Anerkennung, die uns als Brunnenverantwortliche und als relevantes Mitglieder der Wasserkomitees zuteil wird. Schön ist auch, wenn uns die Dorfgemeinschaften bei der Arbeit unterstützen.
Was bedeutet vorbeugende Wartung?
Michael: Kleine Fehler nicht zu grossen werden lassen. Oder: Dank einer regelmässigen Wartung den Totalausfall einer Pumpe zu verhindern. Das ist letztlich unsere Hauptaufgabe.
Welche Reparaturen könnt ihr nicht selbst ausführen und müsst einen ausgebildeten Mechaniker dafür um Hilfe bitten?
Fayang und Michael: Komplexe Defekte, die wir in der Ausbildung nicht gelernt haben. Beispielsweise das Auswechseln gebrochener Rohre oder das Herausfischen von Rohren aus dem Bohrloch, für das wir selbst keine Werkzeuge haben.
Was macht ihr, wenn euch eine Störung gemeldet wird?
Fayang: Als erstes kontaktiere ich meinen Brunnenmeisterkollegen. Gemeinsam gehen wir zur Wasserstelle und inspizieren die Störung. Falls möglich beheben wir diese unmittelbar. Ist das Problem zu komplex, informieren wir unseren Wasserkomitee-Vorgesetzten über den Schaden und die voraussichtlichen Kosten, die daraus entstehen könnten. Nach Möglichkeit erteilt er uns dann die Erlaubnis, einen Gebietsmechaniker mit der Arbeit zu beauftragen.
Welche Aufzeichnungen müsst ihr als Brunnenverantwortliche machen?
Michael: Wir notieren jede Inspektion und jede Reparatur, die wir an einer Pumpe machen, einschliesslich der Kosten für die Ersatzteile und der Aufwände der Gebietsmechaniker.
Herzlichen Dank Fayang und Michael für euer Engagement.
Das Interview führte Leo Anafu.