Hans Peter Willi: unser neu­er Stiftungsrat

Hans Peter Willi, Stiftungsrat

Mit Hans Peter Willi nimmt ein aus­ge­wie­se­ner Naturgefahrenexperte im Stiftunsrat der Ernst Peyer Stiftung Einsitz. Willi wird künf­tig alle unse­re Projekte mit sei­nem Fachwissen beglei­ten und unter­stüt­zen.

Hans Peter Willi ist in St. Gallen auf­ge­wach­sen und stu­dier­te Bauingenieur an der ETH Zürich. Bis zu sei­ner Pension lei­te­te er wäh­rend vie­ler Jahre die Abteilung Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt (BAFU). In die­ser Zeit hat­te er immer wie­der die Gelegenheit, mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zusam­men­zu­ar­bei­ten. Wasser als Naturgefahr beglei­te­te ihn wäh­rend sei­ner gesam­ten beruf­lichen Tätigkeit und bis heu­te beschäf­tigt er sich mit dem Thema. Willi lebt mit sei­ner Frau im Berner Seeland.

Hans Peter, seit weni­gen Wochen bist du Teil des Stiftungsrates der Ernst Peyer Stiftung. Was ist dei­ne Motivation, dich ehren­amt­lich für Ghana zu enga­gie­ren?
Im Jahr 1955 ist mei­ne Frau Maja als ein­ein­halb­jäh­ri­ges Kind zusam­men mit den Eltern nach Ghana aus­ge­wan­dert. Der Vater arbei­te­te bis 1974  in der Schweizer Brauerei in Accra. Mein Schwiegervater Hans Schibli war Mitbegründer der Schweizer Schule in Accra und enga­gier­te sich auch im Schweizer Verein. Weiter pfleg­te er auch Kontakte mit den Mitarbeitenden der Basler Mission, für die Ernst Peyer in Ghana tätig war. 1978 hat Ernst Peyer mich und mei­ne Frau in der Schweiz getraut. Entsprechend hat unse­re Familie vie­le Erinnerungen an die Afrikazeit.

Es ist für mich eine Freude, im Rahmen der Tätigkeiten der Ernst Peyer Stiftung nach­hal­ti­ge Projekte zuguns­ten ver­nach­läs­sig­ter Gebiete und Dorfgemeinschaften zu unter­stüt­zen.

Wie gut kennst du Ghana und die Not der Menschen vor Ort?
Persönlich ken­ne ich Ghana nur vom Hörensagen, Lesen, von Reportagen vie­len Erzählungen, Fotos und Filmen mei­ner Schwiegereltern und mei­ner Frau. Mit ver­schie­de­nen «Ausland-Schweizerkindern», die zusam­men mit Maja in Ghana auf­ge­wach­sen sind, pfle­gen wir bis heu­te Kontakt. Es ist mein gros­ser Wunsch, Ghana zusam­men mit mei­ner Frau bald zu besu­chen.

Während dei­ner Tätigkeit beim BAFU hast du dich über vie­le Jahre mit den Themen Wasser, Umwelt und Klima beschäf­tigt. Was hast du von die­ser Arbeit mit­ge­nom­men?
Ich habe haut­nah prak­tisch alle Hochwasserereignisse seit 1977 erlebt. Die Natur ist eine stren­ge Lehrmeisterin, ist immer für Überraschungen bereit und sie hat immer recht. Bei allen unse­rer Tätigkeiten haben wir ver­sucht, von den Schadenereignissen zu ler­nen. Es ging nie dar­um, nach den Schuldigen zu suchen, son­dern für ein nächs­tes Ereignis bes­ser vor­be­rei­tet zu sein. Kurz vor mei­ner Pensionierung konn­ten wir dem Bundesrat den Bericht zum «Umgang mit den Naturgefahren in der Schweiz» unter­brei­ten. Darin ist auf­ge­zeigt, was wir alles bereits ver­bes­sern konn­ten und wel­che Massnahmen und Veränderungen für einen nach­hal­ti­gen Umgang mit den Naturgefahren noch not­wen­dig sind.

Der Schutz vor Naturgefahren ist eine Daueraufgabe und betrifft alle Akteure. Bei den Lösungen müs­sen alle Betroffenen zu Beteiligten wer­den. Nur so gelingt es, das inte­gra­le Risikomanagement mit all sei­nen Aspekten umzu­set­zen. Das gilt nicht nur für die Schweiz, son­dern auch für Ghana.

Der Norden von Ghana kennt das Problem des Hochwassers sehr gut. Die Einheimischen berich­ten, dass die Regenfälle in den ver­gan­ge­nen Jahren immer hef­ti­ger und unbe­re­chen­ba­rer wur­den. Die Folge sind aus­ge­laug­te Böden, Ernteausfälle und Hunger. Hast du dazu eine Erklärung?
Ghana ist vom glo­ba­len Klimawandel eben­falls betrof­fen. Dazu gibt es den Bericht «National Consultation Report for Ghana» von 2021, der unter der Mitarbeit der World Meteorological Organisation (WMO) erar­bei­tet wur­de. Darin wird das Hochwasser- und Dürremanagement the­ma­ti­siert und wel­che Auswirkungen der Klimawandel auf Ghana hat. Und der Bericht zeigt auf, dass Ghana im Umgang mit Naturgefahren die glei­chen Herausforderungen bewäl­ti­gen muss wie die Schweiz. Für deren Umsetzung wird auch Ghana Jahrzehnte benö­ti­gen.

Wenn die Ernst Peyer Stiftung die Faktoren des sich ver­än­dern­den Klimas in ihren Projekten berück­sich­tigt, kann ein zusätz­li­cher Beitrag für eine nach­hal­ti­ge Entwicklung geleis­tet wer­den. Dazu möch­te ich ger­ne mein Wissen ein­brin­gen.

Die Entwicklungszusammenarbeit inter­es­siert dich seit vie­len Jahren. Woher grün­det die­ses Interesse?
Ich habe wäh­rend mei­ner beruf­lichen Tätigkeiten und mei­ner Reisen vie­le Hochwasser erlebt. Die Naturgefahren neh­men kei­ne Rücksicht auf Gemeinde-, Kantons- und Landesgrenzen. Als Verantwortlicher für Naturgefahren in der Schweiz war es mir immer ein gros­ses Anliegen, mit allen Nachbarländern einen engen Austausch zu pfle­gen und im Rahmen unse­rer Möglichkeiten ver­schie­dens­te Länder mit Katastropheneinsätzen zu unter­stüt­zen.

Und über mei­ne Arbeit hat­te ich immer wie­der die Möglichkeit, mit dem DEZA zusam­men­zu­ar­bei­ten. Deren gemein­sa­mes Ziel ist es bis heu­te, die Widerstandskraft der loka­len Bevölkerung zu fes­ti­gen und ein lokal ange­pass­tes Risikomanagement nach dem schwei­ze­ri­schen Modell zu eta­blie­ren. Über den fach­li­chen Austauschs zwi­schen BAFU und DEZA konn­te ich mei­ne Schweizer Erfahrungen in Projekte von Entwicklungsländern inte­grie­ren: Ein sinn­vol­ler Austausch und eine berei­chern­de Zusammenarbeit, die mich bis heu­te begeis­tert.

 

Interview: Judith Bachmann