20 Jahre Ernst Peyer Stiftung
Das Jubiläumspalaver vom 26. März 2022
Seit 20 Jahren unterstützt die Ernst Peyer Stiftung vernachlässigte Dorfgemeinschaften, Spitäler und Schulen in Ghana mit Projekten rund um Wasser und Hygiene. So war Wasser auch am Jubiläumspalaver das grosse Thema. Weiter zeigte der Stiftungsrat auf, was die Stiftung dank der Unterstützung ihrer Gönnerinnen und Gönner bewirkt hat und welche Ziele sie künftig verfolgt.
Ein Fest in herausfordernden Zeiten zu begehen, wirft Fragen auf und löst Unsicherheiten aus: Ist es richtig, das Jubiläum zu feiern, während in Europa ein Krieg tobt? Soll der Anlass verschoben oder gar abgesagt werden? Der Stiftungsrat der Ernst Peyer Stiftung setzte sich bis wenige Tage vor der Feier mit diesen Fragen auseinander. «Dabei sind wir übereingekommen, dass es wichtig ist, auch in schwierigen Zeiten auf vergessene Katastrophen hinzuweisen», sagte Stiftungsratspräsident Hannes Heinimann bei seiner Begrüssung.
Zusammen mit Priska Spörri, die den Anlass eloquent moderierte, hiess er die Gönnerinnen und Gönner, aber auch Gründungspräsident Daniel Bez sowie Gastreferent Prof. Mario Schirmer (EAWAG Dübendorf) willkommen. Mit einer Videobotschaft richtete Julia Peyer persönliche Worte an die Anwesenden. Die Enkelin von Ernst Peyer bedankte sich für das nunmehr 20-jährige Wirken der Stiftung im Sinne ihres Grossvaters, den sie bis zu seinem Tod geliebt und geschätzt hat.
Wasser: kostbare und knappe Ressource
Wasser steht für Leben und Überleben, aber auch für Naturkatastrophen. «Sowohl in der Schweiz als auch in Ghana stehen wir vor der Herausforderung von immer grösseren Wetterextremen», sagte Prof. Mario Schirmer, Hydrologe und Experte für Wasserressourcen und Trinkwasser, in seinem Referat zum Thema «Zu viel Wasser – zu wenig Wasser». Die Ursachen dieser Extreme liegen im Klimawandel, der in Entwicklungsländern immer längere Trockenperioden und Starkniederschläge verursacht.
Anhand der Thur zeigte Schirmer auf, wie essenziell die Renaturierung von Flussbetten und damit das Anbinden des Flusswassers ans Grundwasser ist. «Nur so gelingt es uns, selbst in der Schweiz langfristig genügend Wasser zur Verfügung zu haben und Wetterextreme abzufedern», erklärte der Wasserexperte eindrücklich. Im Gegensatz zur Schweiz hätten viele Länder weder Mittel noch Möglichkeiten, sich vor den Folgen des Klimawandels und des sich verändernden Ökosystems zu schützen. Entsprechend sei es unsere Aufgabe, Länder wie Ghana dabei zu unterstützen, schloss Schirmer sein eindrückliches Referat.
Wie die Ernst Peyer Stiftung dies über ihre Projekte im Kleinen tun kann, erklärte Stiftungsrat Hans Peter Willi. «Flusshochwasser kennt auch Ghana sehr gut. In der Gefahrenprävention gibt es viele Parallelen zwischen der Schweiz und Ghana. Während der immer kürzeren Regenzeit fallen in Ghana oft monsunartige Starkniederschläge, die Brücken und Häuser zerstören, Felder überfluten und erodieren», erklärte Willi. Als langjähriger Leiter der Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt kennt er sich aus mit Naturgefahren. Seine Expertise ist künftig Teil eines jeden Projektes, welches die Ernst Peyer Stiftung realisiert. Damit wird sichergestellt, dass Brunnen und sanitäre Einrichtungen Wetterextremen standhalten und sich die Lebenssituation der Menschen nachhaltig verbessern kann.
Rückblick: abgeschlossene Projekte im Norden und Süden
Die Stiftungsräte Alfred Lang, Walter Esposito und Hanspeter Bänzinger (Stiftungsrat von 2002 – 2016) berichteten eindrücklich, was die Stiftung in 20 Jahren im Norden und Süden von Ghana bewirkt hat: Sie erzählten von Dorfgemeinschaften, deren Brunnen wieder Wasser liefert, von Pumpen, die repariert, und Wasserkomitees, die ausgebildet wurden. Aber auch von Schulen, die endlich genügend Toiletten für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen haben. Alles in allem hat die Stiftung in den 20 Jahren ihres Wirkens über 40 Projekte im Umfang von rund 2 Millionen Franken realisiert. Vor Ort ausgeführt wurden sie von professionellen Partnerorganisationen wie «Water Vision Technologie» und «Centre for Development Partnerships and Innovation» sowie den lokalen Vertretern der Ernst Peyer Stiftung.
Ausblick: Fokus auf den Norden
Den Blick in die Zukunft gerichtet, informierte Stiftungsratspräsident Hannes Heinimann über die Ziele der kommenden Jahre. «Unterstützung noch nachhaltiger gestalten und die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen jederzeit im Blick behalten. Dies ist unser Hauptfokus für alle neuen Projekte. Und das bedeutet, dass wir uns vor Ort noch intensiver mit anderen Organisationen, den Gemeindeverantwortlichen, aber auch mit lokal bewährten Standards und gut ausgebildeten Menschen vernetzen und zusammenarbeiten», sagte Heinimann. Längst seien die Zeiten vorbei, wo der weisse Handwerker kam, einen Brunnen reparierte und danach wieder abreiste.
Geografisch richtet die Stiftung ihren Fokus auf den Norden von Ghana. Eine Gegend, die im Vergleich zum Süden weit ärmer ist und wo lediglich 50 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Weiter will die Stiftung vernachlässigte Schulen dieser Region unterstützen: mit dem Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie dem Bau und Unterhalt von sanitären Anlagen für bis zu 2’000 Schülerinnen und Schüler. Dafür verpflichten sich die Schulen mit einem Vertrag, Eigenleistungen zu erbringen und den Unterhalt der Anlange langfristig sicherzustellen. Der Vertrag sei wichtig, erklärte Heinimann, denn damit drückten die Schulen ihre Bereitschaft aus, die Hygienestandards an ihrer Schule eigenverantwortlich zu verbessern.
Ausklang und Dank
Mit angeregten Diskussionen und einem von einem treuen Spender offerierten Apéro klang die Jubiläumsfeier aus. Dabei war die Bereitschaft, vernachlässigte Dorfgemeinschaften auch in Zukunft zu unterstützen, offenkundig – mit Sicherheit ein positives Zeichen für das weitere Wirken der Ernst Peyer Stiftung. Gleichzeitig steht der Stiftungsrat vor der schwierigen Aufgabe, als kleine Organisation auch mittelfristig genügend Gelder für Wasser- und Hygieneprojekte in Ghana zu sammeln: zur Linderung von Katastrophen fernab der medialen Berichterstattung. In diesem Sinne bedankte sich Priska Spörri im Namen des gesamten Stiftungsrates bei allen Gönnerinnen und Gönnern für deren Unterstützung und Verbundenheit.
Text: Judith Bachmann