Sauberes Wasser auf der letzten Meile
Allzu oft verschmutzt Trinkwasser auf dem Weg vom Brunnenrohr bis in die Haushalte. Im Rahmen unserer Projekte sensibiliert die Ernst Peyer Stiftung die Menschen für dieses Problem und klärt auf.
Elis Akoa ist Bäuerin und Mutter. Ihren sechsköpfigen Haushalt führt sie in der ländlichen Gemeinde Ankaase, im Süden von Ghana. Ihr Trinkwasser bezieht sie aus dem nahen Brunnen, welchen sie in nur zwei Minuten erreicht. Sie ist zuversichtlich, was die Qualität des Wassers angeht. Denn anders als bei offenen, von Hand gegrabenen Brunnen, in die Menschen manchmal hineinstehen oder ihre Hände hineinstrecken, ist ihr Wasser dank einer Handpumpe vor menschlichem Kontakt geschützt. Elis ist darum besorgt, dass das Wasser auf der letzten Meile und im Haushalt nicht verschmutzt.
Eine Wasserquelle ist keine Garantie für sauberes Trinkwasser in den Haushalten
Elis zählt zu jenen Frauen und Mädchen des Atiwa Distrikts, die noch bis vor Kurzem mehrmals täglich weite Strecken zurücklegen mussten, um an Trinkwasser zu gelangen. Dank dem von der Ernst Peyer Stiftung finanzierten Atiwa WASH-Projekt hat sie heute Zugang zu sicherem Trinkwasser, nicht weit von der Haustüre.
Während vieler Jahre war man der Meinung, dass das Bereitstellen von Wasserquellen (Bohrlöcher mit Handpumpen, geschützte Schachtbrunnen und leitungsgebundene Wasserversorgungssysteme) ausreicht, um den Menschen sauberes Trinkwasser zu ermöglichen. Die Garantie für eine gute Wasserqualität lieferten die vor der Installation durchgeführten Wasserqualitätsanalysen.
Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Brunnen wichtig sind, dies aber nicht ausreicht. Allzu oft verschmutzt das saubere Wasser entlang der Wasserversorgungskette. Die Hauptursachen dafür sind:
Der Transport und die Haushalte
Beim Transport mit dreckigen Becken oder Behältern; Eintauchen der Hände in das Wasser während des Transports; ungeschützte Wasseraufbewahrung im Haushalt; unvorsichtiges Wasserschöpfen im Haushalt mit Tassen und Kalebassen.
Grubenlatrinen in der Nähe von Wasserquellen
Mangelhafte sanitäre Anlagen wie Grubenlatrinen sind ebenfalls ein grosses Risiko für Wasserverschmutzungen: Krankheitserreger gelangen über Fäkalien in den Boden und damit ins Grund- und Trinkwasser.
Vor diesem Hintergrund lancierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Jahr 2004 ein globales Programm zur Verbesserung der Trinkwasserqualität (Water Safety Planning). Der in diesem Rahmen durchgeführte Wasserqualitätstest in Ghana ergab:
- Bis zu 57 Prozent der ländlichen Bevölkerung nutzen Quellen mit Kolibakterien.
- 88 Prozent der Menschen trinken zu Hause mit Kolibakterien verschmutztes Wasser.
Ebenfalls eindrückliche Zahlen liefert ein Hygienebericht aus dem Jahr 2018 für das gesamte Land – das urbane und rurale Ghana. Diesem entnehmen wir:
- 79 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu verbesserten Trinkwasserquellen.
- Lediglich 19 Prozent der Bevölkerung verfügen über sauberes Trinkwasser im Haushalt.
Die Zahlen beider Berichte zeigen unmissverständlich, dass das saubere Wasser allzu oft auf der letzten Meile verschmutzt.
Wie geht die Ernst Peyer Stiftung das Problem an?
Bei jedem unserer Trinkwasser- und Hygieneprojekte ist sauberes Wasser auch auf der letzten Meile ein wichtiges Ziel. Mit Aufklärungskampagnen und Schulungen vermitteln wir Wissen rund um Hygiene und Gesundheit. Die Dorfgemeinschaften lernen, wie sie das Wasser vor Verschmutzungen schützen und welche gesundheitlichen Folgen Wasserverschmutzungen verursachen können.
Frauen wie Elis Akao spielen dabei eine entscheidende Rolle. Meist sind sie es, die in den Familien für das Wasser verantwortlich sind. Sie lernen, wie wichtig es ist, einen sauberen Haushalt zu führen, in dem Nutztiere keinen Zugang zur Küche haben und Kinder nicht mit dem Wasser plantschen. Neben den Erwachsenen sind auch die Kinder Teil der Aufklärungskampagnen. Das Wissen wird ihnen im neu eingeführten Hygieneunterricht an den Schulen vermittelt. Und so sorgen sie gemeinsam für sauberes und keimfreies Trinkwasser: für die Gesundheit der ganzen Familie.